Osterfreude

Anfang Mai sind Ei und Hase auf und davon. Vielleicht ist da noch das Osterlachen? Aus einem Ostergottesdienst, wo der Pfarrer einen Witz macht, damit die Leute lachen. Als praktische Übung, wo es oft ehrfurchtsvoll und ernst zugeht. Gedanken von Pfarrer Peter Mainz, aus der Zeitung "reformiert." vom Mai 2024.

So seid auch ihr jetzt traurig; aber ich werde euch wiedersehen, und euer Herz wird sich freuen, und die Freude, die ihr dann habt, nimmt euch niemand. Johannes 16,22

Während meiner Schulzeit hab’ ich den lateinischen Spruch «res severa – verum gaudium» aufgeschnappt. Die wahre Freude ist eine ernste Sache. Seneca. Als junger Mensch suchte ich den Sinn des Lebens und die wahre Freude. Heute find’ ich den Spruch – naja, naja – ziemlich neunmalklug. Denn ich weiss, die Menschen brauchen auch Spiel und Spass. Immer nur schaffen und chrampfe. Das geht nicht. Es braucht Leichtigkeit. In der Religion geht es oft schwer und ernst zu. Vielleicht könnte ein Scherz religiöse Gefühle verletzen.. .....mit unabsehbaren Folgen. Wer weiss, wer weiss? 

Im Kriminalroman «Der Name der Rose» von Umberto Eco gibt es neben Mord und Todschlag eine Debatte, ob Christus gelacht hat, was der noch unbekannte Mörder verneint. Mir fällt keine Bibelstelle ein, wo erzählt wird, dass Jesus sich vor Lachen den Bauch hält. Umso mehr war ich erstaunt, als ich in dem kleinen Fischerdorf Ermatingen am Bodensee einen lächelnden Christus entdeckte. Da gibt es eine alte Kirche, die heute von Katholiken und Reformierten gemeinsam genutzt wird. Sie wurde viele Hundert Jahre vor der Reformation von den Mönchen der Insel Reichenau erbaut. Die Mönche waren grosse Künstler mit weitem Horizont. Unter dem Turm ist an den Spitzkonsolen eines alten Gewölbes der Schlussstein zu sehen. Er «zeigt das Haupt des Salvators in qualitätvoller Steinmetzarbeit aus der Zeit der frühen Bodenseegotik» sagt der Kunstführer. Für die Leute vor Ort ist es einfach nur «Der lächelnde Christus» Klimawandel, Krieg und Katastrophen machen, dass es einem das Lachen fast vergeht. Streit und Missgunst der Menschen hat der lächelnde Christus über die Jahrhunderte mitangeseh’n. Er hat nicht aufgehört zu lächeln, sag’ ich mir. Er lächelt immer noch. Kunststück. In Stein. Er lächelt mich an. Ich lächle zurück. Schön. Das geht gut. Die Sorgen, die dunklen Wolken ... sie lösen und öffnen sich. Christus lächelt. Ja, wir sind in Gottes Hand. Der Gekreuzigte. Er wurde auferweckt. Grund zu wahrer und zu tiefer Freude. 

Peter Mainz, Pfarrer in Brienz

 

 

zurück